Ort: Kino in der Pumpe, Haßstraße 22, 24103 Kiel
Rote Sonne
BRD 1970 / 87 Min. / Spielfilm
Regie: Rudolf Thome
Kamera: Bernd Fiedler
Sprache: Deutsch
Uschi Obermaier, deutsche Ikone der sexuellen Revolution, in Rudolf Thomes zweitem Spielfilm: Peggy, eine von vier Frauen, die sich in einer bunten Münchner Altbauwohnung klare Regeln gesetzt haben: Maximal fünf Tage dürfen Männer in dieser Wohngemeinschaft für Sex oder andere Vergnügungen bleiben, danach werden sie getötet. Thomas, ein alter Bekannter Peggys, besucht nichtsahnend ihre WG und lässt die Fünf-Tages-Frist verstreichen, um Peggy nicht zu verlieren. Als diese jedoch von ihren Freundinnen gedrängt wird, sich an die Spielregeln zu halten, kommt es zu einem Showdown. In filterloser Farbigkeit fotografiert, porträtiert „Rote Sonne“ den (Münchner) Zeitgeist der 1968er in vertrackt-witzigen Dialogen als amüsante Groteske zwischen Alltag und Aufruhr.
Wir zeigen die jüngst restaurierte Fassung.
Samstag, 23. März – Beginn: 18:30 Uhr
Rocker
BRD 1972 / 85 Min. / Spielfilm
Regie: Klaus Lemke
Kamera: Bernd Fiedler
Sprache: Deutsch
St. Pauli 1972, Biker gegen Zuhälter. Im Mittelpunkt von Klaus Lemkes ausschließlich mit Laiendarstellern besetztem und mit kleinem Budget realisierten Milieufilm steht der 15-jährige Mark. Nach dem gewaltsamen Tod seines älteren, kriminellen Bruders Ulli wird der Teenager aus seinem kleinbürgerlichen Leben als Supermarkt-Lehrling herausgerissen. Zufällig lernt er den alternden Biker-Boss Gerd kennen, der ihn unter seine Fittiche nimmt. Gemeinsam mit Gerds Gang zieht Mark durch Hamburg, wird in krumme Geschäfte und Auseinandersetzungen verwickelt, bekommt die aggressive Ablehnung der bürgerlichen Gesellschaft gegen die Rocker-Szene zu spüren. Dialoge aus der Hüfte, markige Sprüche und eine wache Handkamera bestimmen das Tempo des Films, bis Mark und Gerd schließlich eine Chance bekommen, sich an Ullis Mördern zu rächen.
Samstag, 23. März – Beginn: 21:00 Uhr
Film wie Musik
Das poetische Kino des Bernd Fiedler (Kurzfilme)
Das Filmschaffen Bernd Fiedlers ist neben Bildgestaltung u.a. in den in dieser Retrospektive gezeigten Langfilmen geprägt von sechs Jahrzehnten experimentellen Filmens. Bild und Klang stehen bei diesen Kurzfilmen im Vordergrund, den so genannten „Sinn” mag sich jede*r selber suchen – oder eben einfach „nur” schauen und hören.
Spontango (5 Min.) | Hansi (10 Min.) | Volvo Penta (4 Min.) | Vive L’Amour (6 Min.) | Rapid (4 Min.) | Opakustisch (4 Min.) | Morgenstimme (12 Min.)
Sonntag, 24. März – Beginn: 14:00 Uhr
Wonnekloss
Schleswig-Holstein Premiere
BRD 1972 / 79 Min. / Spielfilm
Regie: Marran Gosov
Kamera: Bernd Fiedler
Sprache: Deutsch
Deutsche „Nouvelle Vague“ in München: Zwei Männer sehnen sich nach Sex, wollen einen Porno drehen, alles geht drunter und drüber. Doch Im Grunde geht es in dieser anarchischen Komödie um den Abgesang auf ein Lebensgefühl. Und das Angebot einer anderen Form von Kino. Viel Improvisation, der eigensinnige Einsatz von Timing und Musik nimmt in „Wonnekloß“ die Postmoderne vorweg.
Der Exil-Bulgare Tzvetan Marangosoff drehte unter dem Pseudonym Marran Gosov von 1965 bis 1975 28 Kurz- und fünf Langfilme. Er war Teil der Schwabinger Bohème um Klaus Lemke, Rudolf Thome und May Spils. 1968, zeitgleich wie Spils‘ „Zur Sache, Schätzchen“, wurde Gosovs erster Spielfilm „Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg“ auf dem Internationalen Festival in Karlovy Vary gezeigt und lief erfolgreich in den deutschen Kinos. Sein letzter Langfilm „Wonnekloß“ ist nicht nur wegen einiger der pointiertesten Szenen der deutschen Filmgeschichte zwischen Satire und Melancholie eine Entdeckung.
Sonntag, 24. März – Beginn: 16:30 Uhr